II. Ziel, Durchführung und Ergebnis
Synästhetische Phänomene, also die Koppelung, Vertauschung oder Übertragung verschiedener Sinnesbereiche, haben mich schon immer fasziniert. Solche Phänomene, die von einem Künstler bewusst in seine Produktionen eingewoben werden, sind in allen Künsten in Geschichte und Gegenwart in verschiedener Weise anzutreffen, sei es, dass sie die Wahrnehmung des Rezipienten anreichern oder dass sie ihn verunsichern und eventuell zu neuem Empfinden und Denken anregen.
Unter dem Künstlernamen Nathalie de Borah war ich vor dem Ausbruch von
Covid-19 vorwiegend als DJane und Musikkomponistin bekannt. Die Corona-Pandemie erzwang nun eine zuvor nicht vorstellbare Distanz zum Publikum und
führt zu Isolation und Einsamkeit.
Für mich bedeutete dies, nicht nur den Mangel an Kommunikation mit den
Partygästen zu überwinden, sondern darüber hinaus einen neuen Weg finden zu
müssen, meiner Kunst den so dringend benötigten Energieaustausch zu ermöglichen und damit die Musik wieder leben zu lassen.
Ölmalerei war in meinem Leben stets ein Wegbegleiter. Deshalb begann ich, die
Malerei und die Musikproduktion zur gemeinsamen Wirkung auf das Publikum
miteinander zu verschmelzen: Ich richtete mir ein kleines Atelier ein und schuf
eine Reihe von Ölbildern, die kleine gemischte Tütchen mit Süßigkeiten zeigen
und in denen ich das Thema „Nähe-Distanz“ malerisch interpretiere.
Dazu konnte ich unter strikter Einhaltung der Corona-Regeln in einem kleinen,
begehbaren Kiosk meine Musik während der normalen Geschäftszeit immer nur
einem einzelnen Kunden präsentieren, indem ich ihn auch bediente. Dazu bekam
ich eine Einweisung der Betreiberin bezüglich der Abläufe im Verkauf, konnte
parallel dazu meine Musik gestalten und meine Ölbilder ausstellen.
Dieses ‘Büdchen’ war einer der ganz wenigen Orte, wo es überhaupt möglich war,
wieder Menschen live zu erleben und ihre Reaktionen zu sehen. Denn Musik nur
allein vor einer Kamera ohne Publikum zu machen lässt nicht unbedingt die
Kreativität wachsen. Als Geschenk habe ich dazu gemischte Tütchen verteilt für
ein bisschen Freude und Mut.
Aus diesen Ansätzen entstand nun mein neues Kulturprojekt “Nähe-Distanz“: eine
Fusion meines künstlerischen Schaffens von Malerei bis Komposition mit
Unterstützung namhafter Weggefährten aus dem NRW-Kulturleben.
Ich komponierte eine neue EP zusammen mit dem Künstler Sakin Boskurt, welche
Anfang Mai unter dem Namen „Sakin Boskurt und Nathalie de Borah - Particle
Accelerator“ auf Clone Records erscheinen wird.
Ein eigens für den Webauftritt veröffentlichter Track ist auf meiner Homepage zu
hören: Nathalie de Borah - „Distance“. Dieser steht den Fans aktuell zum freien
Download bereit.
Darüber hinaus konnte ich einige Online-Auftritte realisieren, so dass ich über
dieses Medium den Fans in dieser Zeit im Gedächtnis bleiben konnte. Ebenfalls
war ein Aktionskunst-Auftritt geplant, der sich jedoch in Umfang und Location im
Laufe der letzten Monate bereits mehrfach an die aktuelle Coronalage anpassen
musste.
III. Beteiligte Personen
Ich bedanke mich bei den Musikern und Produzenten Krischan Wesenberg als
Mitproduzenten des Titels „Distance“ und Sakin Boskurt als Partner unseres
Gemeinschaftsprojekts „Sakin Boskurt & Nathalie de Borah - Particle Accelerator“
E.P.
Darüber hinaus danke ich Thomas Brocks für das Webdesign, Thorsten Hanisch
für die Videoumsetzung, André Schmidt für die Umsetzung der Online-Auftritte
und Michael Schultz für die Projektdarstellung.
Besonderer Dank gilt Bettina Metz, der Inhaberin des Red Point Kiosks, für ihr
Verständnis und ihre Projektunterstützung, und natürlich den ca. 150 lieben Kiosk-Kunden, die das Projekt mit ihren Anregungen und ihrer Kritik von Beginn an
entscheidend vorangebracht haben.
IV. Zeitraum der Projektarbeit
Das Projekt begann mit den Vorarbeiten sofort nach Erhalt des Stipendiums Ende
August 2020.
Die Entwicklung der Musik und der Ölbilder war sehr zeitaufwändig, erschloss
aber gleichzeitig eine schöne und bunte künstlerische Welt. Die Umsetzung von
Live-Konzerten mit Publikum war leider bisher nicht umsetzbar, da die sehr
strikten Corona-Auflagen das unmöglich machten. Am 27.03.2021 wurde das
Projekt beendet.
IV. Perspektiven
Ich würde sehr gerne weiter an diesem Multimediaprojekt arbeiten, da ich
feststellen durfte, wie erfolgreich es trotz aller Hindernisse war und wie gut es
beim Publikum ankam.
Ich sehe in dieser Aktionskunst und ihrer Mischung aus wenig Publikum gepaart
mit Online-Streaming generell eine große Zukunft, da sie Menschen gezielt
begeistert und mir als Künstlerin zusätzlich den direkten Kontakt ermöglicht, auf
den ich sonst völlig verzichten müsste.
Das Urtütchen
„ Auf geht’s !„- Tütchen
Fruchtschnecken im Weltall
Wühlender Regenbogenwurm
Der Abschluss meines Projekts war eine musikalische Aktionskunst für Alt und Jung. Ich agierte als DJ, Malerin, Entertainerin und Hobby-Verkäuferin.
Diese Veranstaltung fand am 27.03.2021 in einem typischen Büdchen (Kiosk) NRWs statt und wurde durch Videostreams auch über soziale Netzwerke übertragen.
Ein kleiner Ausschnitt ist hier zu sehen.